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It. Verkehrswege und Handel.
A. Die Wege des Binnenhandels.
1. Die Landstrafsen.
a. Geschichtliche Entwicklung- des Landstraßen-
verkehrs.
aa) Landstraßen bei den alten Kulturvölkern. In früherer
Zeit, als es noch keine Eisenbahnen gab, hatten die Land-
straßen eine viel höhere Bedeutung als heute. Trotzdem aber
hat man viele Jahrhunderte hindurch in Deutschland ihrer
Pflege wenig Sorgfalt zugewandt; von einem eigentlichen
Straßenbau ist erst seit Ende des 18. Jahrhunderts die Rede.
Anders stand es bei den alten Kulturvölkern. Schon die Perser
zeichneten sich durch einen umfangreichen Straßenbau aus.
Zu einer bewundernswerten Fertigkeit in der Anlage von Kunst-
straßen haben es besonders die Römer gebracht. Wenn auch
die römischen Wege in erster Linie politischen Zwecken dienten,
so waren sie doch auch von Bedeutung für Handel und Ver-
kehr. Mit dem römischen Kaiserreiche verfiel auch dessen
Straßennetz, namentlich ging die feste innerliche Verbindung,
die gerade für den Verkehr so bedeutungsvoll ist, verloren.
Leider hatte kein europäisches Kulturvolk die Kunst des Straßen-
baues von den Römern übernommen, und so sehen wir wäh-
rend des Mittelalters und in der darauffolgenden Zeit bis
gegen Ende des 18. Jahrhunderts die Verkehrsstraßen in
Deutschland in einem sehr vernachlässigten Zustande.
bb) Die Landstraßen Deutschlands im Mittelalter. Die
Straßen, auf denen sich während des Mittelalters vielfach ein
reger Handelsverkehr vollzog, waren eigentlich nur festgefahrene
und festgetretene Geleise mit den notwendigsten Brücken über
tiefere Gewässer. An Ausbau und Unterhaltung der Verkehrs-
wege wie bei den Römern wurde hier nicht im entferntesten
gedacht.
Donau- und Brennerstraße. Viele Jahrhunderte hin-
durch hatte die Donaustraße für Deutschlands Handel mit
9*
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Deutschlands Deutschlands
159
Dadurch, daß der Weltpostverein unter seine Beförderungs-
objekte auch kleinere Frachtgüter (Pakete) aufgenommen hat,
besorgt er sogar einen Teil des internationalen Güteraustausches.
Er bringt Produzent und Konsument in direkten Verkehr,
schaltet den Zwischenhändler aus und wirkt so verbilligend
auf den Warenaustausch ein. Da sich aber mit der zunehmenden
Billigkeit einer Ware ihr Absatzgebiet erweitert, so ist klar
ersichtlich, daß sich aus der Wirksamkeit des Weltpostvereins
eine Steigerung des Warenumsatzes ergibt.
In welch enger Berührung deutscher Welthandel und
deutscher Weltpostverkehr stehen, mag die Tatsache beweisen,
daß sie beide auf der Bahn des Fortschritts ein ungemein
schnelles Tempo eingeschlagen haben. Seit etwa 30 Jahren
weist der deutsche ausländische Postverkehr eine Steigerung
von etwa 350°/0, der deutsche] Außenhandel eine solche von
220°/0 auf.
Der Weltpostverein hat zugleich mit dem Einfluß auf die
Entwicklung des internationalen Güteraustausches befruchtend
auf die Weltschiffahrt eingewirkt. Die Post legt bei der Be-
förderung ihrer Güter ganz besonderen Wert auf Schnelligkeit
und Pünktlichkeit. Da erscheint es nun begreiflich, daß sie
ihren Postgüterversand nur solchen Schiffen anvertraut, die
den hohen Anforderungen der Postverwaltung entsprechen. Den
zuverlässigsten und schnellsten Dampfern fällt die Postbeförde-
rung zu. Es ist nahehegend, daß diese Verhältnisse einen
eifrigen Wettstreit unter den internationalen Schiffahrtsgesell-
schaften um Erlangung der überseeischen Postbeförderung ent-
facht haben. Wer wiu aber da in Abrede stellen, daß damit
ein bedeutungsvolles Moment für Hebung der Seeschiffahrt
gegeben ist? Unter dem Einfluß der erwähnten Tatsachen hat
denn auch eine ungemein schnelle Vermehrung der ozeanischen
Seepostlinien stattgefunden, deren Zahl seit dem Jahre 1873
von 47 auf 245 angewachsen ist. Deutschland hat bei diesem
Wettkampf der verschiedenen Nationen um diese überseeischen
Postlinien gut abgeschnitten, denn in seinem Besitz befinden
sich gegenwärtig 45 Weltpostlinien. Nur England hat mit
52 Linien einen kleinen Vorsprung. Doch kann es ohne Über-
hebung gesagt werden, daß die deutschen Schiffahrtsgesell-
schaften den englischen weit überlegen sind.
Von den oben genannten 45 Postdampf Schiffahrtslinien des
Deutschen Reiches stellen 11 die Verbindung mit Nordamerika,
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland England Nordamerika
I. Das chinesische Reich.
A. Allgemeines.
China, eines der ältesten unter den bestehenden Reichen
der Erde, übertrifft mit einem Flächenraum von rund 11,3 Mill, qkm
Europa an Größe und ist der größte selbständige Staat Asiens.
An Bevölkerungszahl (426 Mill. Einwohner) steht es nur dem britischen
Weltreiche nach. — Im Osten stößt es an den Großen Ozean, der es
Amerika nähert, während seine Westspitze (Ostturkestan) in nicht
allzu ferner Zeit eine vorteilhafte Eisenbahnverbindung mit Europa
haben wird. — Der Bodengestaltung nach gehört China fast
vollständig dem Gebiete von Hochasien an. Gib nach der Karte,
vom Pamirhochland ausgehend, die Gebirgsumwallung im Süden
und Nordosten sowie die bedeutendsten Gebirgszüge im östlichen
Teile an ! Dem Gebiete von Hochasien sind im Osten das Chinesische
und weiter nördlich das Mandschurische Tiefland vorgelagert. —
Da Hochasien größtenteils abflußlos ist, so kann die Bewässerung
Chinas nicht reichlich sein. Nenne die Flüsse, die mit ihrem ganzen
Flußsystem China angehören, und gib ihre Mündung an ! Welche
Flüsse gehören nur mit ihrem Oberlauf dem Reiche der Mitte an,
und wohin münden sie? — Das Klima ist in den zentral gelegenen
Teilen, besonders im Westgürtel, trocken und bringt kurze, heiße
Sommer und lange, strenge Winter. Der Osten und Süden liegen
dagegen im Gebiet der Monsune. — Wie überall dort, so ist auch in
China die Bevölkerung sehr dicht (102 Menschen auf dem Quadrat-
kilometer, am Jangtse-kiang sogar 564!), während in vielen Teilen
Hochasiens nicht mehr als eine Person auf den Quadratkilometer
entfällt. Der Chinese, der mongolischen Rasse angehörig, ist geschickt
und fleißig; als Arbeiter (Kuli) paßt er sich schnell jedem Klima an
und ist wegen seiner Anspruchslosigkeit in Australien, Amerika und
Südafrika ein viel angefeindeter Konkurrent des weißen Arbeiters
geworden. — Die altüberlieferte und noch streng festgehaltene Ein-
teilung der Bevölkerung (Kasten) sowie das zähe Verharren in allen
überkommenen Verhältnissen geben der chinesischen Kultur etwas
Greisenhaftes. Neuerdings brechen sich langsam freiere Anschau-
ungen Bahn.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Ortsnamen: China Europa Asiens Amerika Ostturkestan Europa China Chinas China Westgürtel China Australien Amerika Südafrika
3
und dem wir alle seine Wohltaten zuweilen mit schnödem Undank gelohnt
hatten. Fest und innig umschloß des Lehrers Hand die meine, und
tief blickte er in meine von Tränen überströmenden Augen, als wollte
er die Gedanken erraten, die auf dem Grunde des jugendlichen Herzens
schlummerten. Wie lange wir so Hand in Hand und Auge in Auge
einander gegenübergestanden haben, vermag ich nicht zu sagen. Erst
die tiefbewegte Stimme des Lehrers befreite mich von dem Banne, der
mich gefesselt hielt, und nie werde ich den Segenswunsch vergessen, den
er mir zurief: „Gott bewahre dir dein kindlich dankbares Gemüt und
deine reine Seele!" Mir war die Kehle in diesem Augenblicke wie
zugeschnürt, und nur ein leises, schluchzendes „Behüt' Sie Gott!" dem
Lehrer zurufend, stürmte ich leidenschaftlich erregt zur Türe hinaus.
In dieser Stimmung war es mir unmöglich, sofort nach Hause zurück-
zukehren und alle die neugierigen Fragen meiner kleinen Geschwister zu
beantworten. Ich wandte mich daher nach der entgegengesetzten Seite
und schlug einen schmalen, schattigen Pfad ein, der mich zu einem
kleinen, von grünem Laubholz umkränzten Waldsee führte. Hier am
Ufer des Sees warf ich mich auf das dichte, schwellende Moos des
Waldbodens und ließ noch einmal alle die schönen, freudvollen Tage
meiner Schulzeit vor meinem geistigen Auge vorüberziehen. Aber nicht
nur der so sorglos und friedlich verlebten Vergangenheit gedachte ich in
diesem Augenblicke, ich richtete meine Blicke auch in die noch dunkel vor
mir liegende Auknnft. M. Ebeltng, Maurerbursche in Neustrelitz.
3. Das Handwerk.
Lin Handwerk soll der Bub' nicht
treiben;
denn dazu ist er viel zu gut.
Lr kann so wunderniedlich schreiben,
ist so ein feines, junges Blut.
Nur ja kein Handwerk — Gott be-
wahrel
Das gilt ja heute nicht für fein:
„Und wenn ich mir's am Munde spare,
es muß schon etwas Beff'res sein!"
Das ist der wunde Punkt der Zeiten:
ein jeder will aufs hohe Pferd;
ein jeder will sich nobel kleiden,
doch niemand seinen Schneider ehrt.
Der Hände Arbeit kam zuschanden
der Arbeitsbluse schämt man sich;
das rächt sich noch in deutschen Landen,
das rächt sich einmal bitterlich.
Das Handwerk hat noch gold'nrn
Boden,
hält es nur mit dem Zeitgeist Schritt,
folgt es den Künsten und den Moden,
und bringt man Liebe zu ihm mit.
wenn Bildung sich und Fleiß ver-
mählen
und tut der Meister feine Pflicht,
mögt ihr es zum Beruf erwählen:
es ist das Schlechteste noch nicht.
Deutsche Töpferzeituuz.
4. Die Berufswahl.
„Für einen Bauer ist er zu schwächlich, wird halt ein Pfarrer
oder ein Schneider werden müssen!" Das war das Ergebnis der Be-
ratung, die eines Abends über mich in der Stube des Waldbauern
abgehalten wurde. Meine Mutter ging zu dem Geistlichen, Hilfe
i*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
110
Da ist ein schön gelber Zeugstoff ausgestellt. Er ist mit Pikrin-
säure gefärbt. Pikrinsäure, die auch einen wesentlichen Bestandteil
des neuen, rauchschwachen Schießpulvers bildet, wird aus Steinkohlen-
Leer gewonnen. Daneben befindet sich ein Schrank, der eine Zusammen-
stellung verschiedenfarbiger Seidenstoffe enthält. Dieses leuchtende
Rot, dies leuchtende Fuchsin, dies zarte himmelblau, dies saftige
Grün, dies tiefe Schwarz, das alles sind Anilinfarben, die nach der
Erfindung des Professors hoffmann aus Steinkohlenteer hergestellt
werden. Eine andere Zusammenstellung gleich schöner Stoffe ist mit
Alizarinfarben gefärbt, die nach der Erfindung tiebermanns ebenfalls
aus Steinkohlenteer dargestellt werden. Der unangenehme Geruch,
der sich in der Nähe dieser Stoffe geltend macht, rührt von Naphthalin
her, das man zum Schutze gegen Motten eingestreut hat. Dies wirk-
samste Mottengift gewinnt man aus Steinkohlenteer. Ebenso wider-
wärtig empfindet man den Geruch der Karbolsäure, mit der man
zur Desinfizierung den Fußboden besprengt hat und die auch aus
Steinkohlenteer hergestellt wird, weniger lästig für den Geruchsinn
wäre es wohl gewesen, wenn man zur Desinfizierung Salizylsäure
verwendet hätte, die nach der Erfindung des Professors Kolbe eben-
falls aus Steinkohlenteer gewonnen wird. Salizylsäure findet auch
in der Heilkunde wirksame Verwendung. Ein anderes Heilmittel, das
Antipyrin, das seinem Erfinder Dr. Knorr in Jena große Summen
einbrachte, wird auch aus Steinkohlenteer verfertigt, ebenso das
Phenazetin, das manche für wirksamer gegen Kopfschmerzen halten
als das Antipyrin.
In einem andern Raume der Ausstellung, in dem Seifen, wohl-
riechende Gle und andere Wohlgeruchsmittel ausgestellt sind, scheint
der Besucher einem Übermaß von Blumenduft ausgesetzt zu sein.
Doch alle diese Wohlgerüche sind fast ohne Ausnahme aus Steinkohlen-
teer destilliert. Es findet sich auch Gelegenheit, eine Erfrischung ein-
zunehmen, ein Glas Eis und ein Stückchen Kuchen. Das Eis, das
prächtig nach Vanille schmeckt und duftet, enthält aber keine Vanille,
es ist mit Vanillin zubereitet, das aus Steinkohlenteer hergestellt
wird. Der Kuchen ist vielleicht mit Saccharin gesüßt. Es ist
dies der stärkste bekannte Süßstoff, der dreihundermal süßer als
Zucker ist, so daß man mit ein oder zwei Messerspitzen so viel er-
reicht als mit einem j)fund Zucker. Saccharin gewinnt man aus
Steinkohlenteer, hiernach sollte man denken, man könnte alles aus
Steinkohlenteer herstellen. Nun, nicht gerade alles, aber doch noch
sehr viel mehr, als was hier angeführt ist. Die Auffindung der
meisten dieser aus dem Steinkohlenteer ausgeschiedenen chemischen
Stoffe stammt aus den letzten zwei Dritteln des neunzehnten Jahr-
hunderts. Das ist begreiflich, da der Steinkohlenteer ein Rückstand
der Gaserzeugung ist, die allgemeine Verbreitung erst während der
letzten zwei Menschenalter gefunden hat. Nach L-unhardt.
118
geschenkten Metalls, ermöglichte eine ausgedehnte Benutzung der wichtigen
Erfindung. Eiserne Dampfkessel wurden gebaut, um den Dampf schon bei
seiner Geburt in Fesseln zu schlagen, eiserne Maschinen, um ihn zur Arbeit
zu zwingen. Zahlreiche andere Maschinen entstanden, um die gewonnene
Arbeit nutzbar zu machen, um Wasser zu heben, zu spinnen, zu weben,
Metalle, Holz, Steine zu bearbeiten und vielfache andere Aufgaben zu erfüllen.
Jetzt erst war das Eisen im vollen Sinne des Wortes unentbehr-
lich geworden; dennoch wuchs seine Bedeutung abermals, als man an-
fing , die neue Betriebskraft auch zur Erleichterung des Verkehrs der
Menschen untereinander zu benutzen. Mit der Erbauung der Eisenbahn
im Jahre 1825 war die erste Masche eines eisernen Netzes begonnen,
das alsbald einen großen Teil des bewohnten Festlandes umspannen sollte.
Die Anlage und die Unterhaltung dieses Eisennetzes, sowie das rasche
Emporblühen gewerblicher Anlagen überall, wo Eisenbahnen entstanden,
riefen alsbald eine Steigerung des Eisenverbrauchs ins Ungeheure hervor.
Aus dem achtzehnten Jahrhundert besitzen wir leider keine Nachrichten
über die jährliche Eisenerzeugung der Erde. Am Anfange des neunzehnten
Jahrhunderts, also zu einer Zeit, da durch die Einführung der Dampfkraft
jedenfalls der Eisenverbrauch erheblich gewachsen war, betrug die jährliche
Eisenerzeugung etwa 400000 Tonnen. In der Gegenwart beträgt sie un-
gefähr 50 Millionen Tonnen. Sie hat sich also im Laufe des neunzehnten
Jahrhunderts auf das 125fache gesteigert. Nimmt man den Wert einer
Tonne Eisen in dem Zustande, wie es das Eisenwerk verläßt, zu durch-
schnittlich 100 Mark an — die meisten Sorten Walzeisen, Gußwaren usw.
werden auch in ungünstigen Zeiten erheblich höher bezahlt —, so ergibt
sich ein Gesamtwert der jährlichen Eisenerzeugung von 5000 Millionen Mark.
Die Erzeugung von Eisen, diesem bei weitem billigsten aller Metalle,
übertrifft die aller übrigen Metalle zusammen an Gewicht um fast das
Zwanzigfache, an Geldwert um das Anderthalbfache. Das Eisen ist in
der Tat zum wichtigsten Metall der Erde geworden. Wenn man dem
Menschen das Gold, das Silber, das Kupfer oder irgend ein anderes
Metall außer dem Eisen nähme — er würde unleugbar manche An-
nehmlichkeiten des Lebens entbehren müssen, aber er würde sich Ersatz
durch andere Metalle zu schaffen wissen, und sein Gesittungszustand würde
kaum einen erheblichen Rückschritt erfahren. Welche Zustände aber ein-
treten würden, wenn plötzlich das Eisen von der Erde verschwände, ist
man schwerlich imstande, sich deutlich zu vergegenwärtigen. Unsere Kleidung,
unsere Beleuchtung, unsere häusliche Ausstattung, unsere Literatur — alles,
alles wird mit Hilfe eiserner Werkzeuge, eiserner Maschinen, eiserner Ver-
kehrswege beschafft. Ganz unmöglich würde es sein, in unserer Zeit das
Eisen durch andere Stoffe zu ersetzen. Nach Ledebur.
59. Auf den Gold- und Diamantfeldern Südafrikas.
Läge Johannesburg in Europa, so würde ich die Behauptung wagen,
es sei trotz mancher großartigen Bauten einer der am wenigsten ansprechenden
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
Extrahierte Ortsnamen: Südafrikas Johannesburg Europa
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die hier ihr Tagewerk verrichteten, kahl, öde, schwarz, ohne eine Bequem-
lichkeit, durchtost von einem nie abbrechenden, nervenzerreißenden Geräusch
grell zusammenklingender Töne. Und doch lag über dem allen auch Adel
und Poesie. Nicht nur, wenn von oben das Sonnenlicht hereinflutete
und selbst den Schmutz und das Eisen verklärte, sondern auch wenn eia
grauer Himmel das Kahle, Öde, Schwarze noch kahler, öder, schwärzer
erscheinen ließ. Das war die Poesie eines großen ineinander grei-
fenden Getriebes, das hier ruhelos und doch in gleichmäßiger Bewegung
sich auswirkte, der Adel menschlicher Arbeit, die hier an einer einzigen
Stelle von mehr als hundert Menschen im Kampfe ums Brot, um Leben
und Genuß tagaus, tagein getan wird. P. Göhre.
63. Keine Luft.
Als vor ungefähr hundert Jahren ein bengalischer Nabob mit den
in Kalkutta ansässigen Engländern in Streit geriet, ließ er 146 derselben
m ein Gefängnis legen, das durch die entsetzliche Bezeichnung „schwarzes
Loch" allgemein bekannt war. Der Raum maß ungefähr fünf Meter im
Quadrat und besaß nur enge Luftlöcher.
Die Gefangenen wurden mit gezogenen Schwertern hineingetrieben
und die Tür sofort hinter ihnen geschlossen. Unbeschreiblich waren die
Schrecknisse jener Nacht, wie sie die wenigen Überlebenden schilderten.
Die Unglücklichen schrien laut um Erbarmen und suchten die Tür ge-
wausam einzudrücken — doch vergebens! Sie erhielten zur Antwort,
man könne nichts tun ohne den Befehl des Nabob, dieser aber schlafe
und dürfe nicht geweckt werden.
Da steigerte sich die Verzweiflung der Gefangenen zum Wahnsinn.
Sie warfen einander zu Boden, sie kämpften um einen Platz an den
Fenstern. Ihre Qualen steigerten sich; sie rangen, sie tobten und flehten
die Wache an, auf sie zu schießen. Doch diese hielt Lichter au die ver-
gitterten Fenster und verlachte laut ihre Opfer. Allmählich legte sich der
Tumult; man hörte nur noch leises Stöhnen und Wehklagen.
Der Tag graute, der Nabob erwachte und ließ die Tür öffnen; es
dauerte eine ganze Weile, bis die Soldaten den Überlebenden Bahn machen
konnten, indem sie auf beiden Seiten die Leichen aufeinanderhäuften.
Dreiundzwanzig hohlwangige, bis zur Unkenntlichkeit entstellte Männer
wankten aus dem Leichenhause, die 123 Toten wurden sofort in eine
Grube verscharrt.
Wenn auch das Klima, die große Hitze Indiens ihre Qualen steigerten,
so fft es doch Tatsache, daß jene Männer an schlechter Luft starben.
Das Atmen besteht bekanntlich darin, daß unsere Lungen blasebalg-
artig Luft ausströmen und einziehen. Die Luft, die wir einziehen, ist
sauerstoffreiche, frische Luft, die ausgeströmte ist sauerstoffarm und ungesund.
Einen Teil des Sauerstoffs haben die Lungen zurückbehalten und ihn mit dem
Blute vermischt. Wenn wir einen Menschen in einen Kasten einsperren,
wo keine frische Luft ihn erreichen kann, so muß er dieselbe Luft immer
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
203
im wahrsten Sinne des Wortes betäubender Lärm dringt zu unz
herauf. Über das weiße Marmorgeländer hinunter sehen wir in einen
Saal, in welchem aufgeregte, schreiende Menschen durcheinauderwirbeln,
sich in Gruppen zusammendrängen, besonders in einer Ecke in lebens-
gefährlichem Gedränge sich stauen. Hunderte, Tausende von Händen sieht
man in die Luft gestreckt, Tausende von Menschen schreien, und der
Widerhall, zurückgeworfen von der gewölbten Decke des mehr als drei
Etagen hohen, riesenhaft langen Saales, dröhnt in unsere Ohren wie das
Summen und Surren einer großen Dynamomaschine.
Es geht jedem Besucher so, der zum erstenmal auf die Börsengalerie
tritt. Er braucht einige Zeit, um sich zu sammeln, um sich an die auf
das Ohr einstürmenden Töne zu gewöhnen, ja um ein gewisses Angst-
gefühl loszuwerden. Der mächtige Saal da unten, der größte Berlins,
in dem wohl bequem zehntausend Menschen Platz hätten, ist in drei gleich-
große Teile durch Säulenreihen geteilt, und unten bewegen sich jetzt in
der Börsenzeit zwischen zwölf und drei Uhr gleichzeitig ungefähr 3500
Personen. Da jedoch einzelne von ihnen nur kürzere Zeit bleiben und
durch Neuankommende ergänzt werden, Verkehren in der Börsenzeit un-
gefähr 6000 Personen in dem Saale.
Lassen wir zunächst den äußeren Eindruck auf uns wirken! In der
nach Norden gelegenen Abteilung, deren Galerie wir zuerst betraten, geht
es am lautesten zu, herrscht der meiste Verkehr. Schreiten wir auf der
langen, schmalen Galerie an der Westseite des Riesenbaues weiter, so ent-
decken wir, daß in der zweiten Abteilung eine fast vornehme Ruhe herrscht
und daß in der dritten eigentlich gar nichts los ist. Diese dritte Ab-
teilung diente früher den Zwecken der Produktenbörse, welche infolge von
Streitigkeiten zwischen der Regierungsvertretung und den Börsenleuten ge-
schlossen war und deren Wiedereröffnung erst vor kurzem erfolgte. Hier geht
es recht friedlich zu. Man sieht nur kleine sich unterhaltende Gruppen,
und das furchtbare Geschrei und Getöse aus der nördlichen Abteilung
dringt nur gedämpft, aber immer noch deutlich genug zu uns herüber.
Leicht ist es allerdings nicht, für alles eine Erklärung zu geben, und
es ist für den Laien recht schwer, in das Wesen der Dinge einzudringen,
die sich da unten abspielen.
Was machen die viertausend Menschen da unten im Börsensaal?
Die Antwort lautet: Sie kaufen und verkaufen. Sie kaufen und ver-
kaufen Werte und Wertpapiere, und die ganze Börse ist nichts als ein
Markt, dessen Waren nicht Produkte der Natur oder der Menschenhand
sind, sondern Geld. Geld wird gekauft und verkauft, mit Geld wird
gehandelt. Die Börse da unten ist, wenn man von der Produktenbörse
absieht, lediglich eine Effektenbörse, und unter Effekten versteht man
Papiere, welche einen gewissen Geldeswert darstellen, also Staatsschuld-
. scheine, Aktien von Bergwerken, Brauereien, Hütten, Transportanstalten usw.
Dieses Effektengeschäft aber an der Börse ist ein doppeltes, ein effek-
tives und ein Differenzgeschäft. Wenn sich jemand eine gewisse
Summe Geldes gespart hat, sagen wir fünfhundert Mark, so versucht er,
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
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Fahl glänzt am gelben Sperliugsfrack
Thurn-Taxis Wappenknopf.
Lr raucht uralten Rauchtabak
aus braunem Ulmerkopf.
Er raucht und spricht: ,,G Lrdenball,
wie anders schaust du drein,
seit ich mit Sang und Peitschenschal-
einst Postdienst tat am Rhein."
Jetzt rennt der Dampf, jetzt brennt
der wind,
jetzt gilt kein Früh und Spat —
die Sonne malt, und blitzgeschwind
Brief schreibt der Rupferdraht.
Joseph Viktor von Scheffel.
94. Die Probefahrt auf der ersten Eisenbahn von
Liverpool nach Manchester.
Liverpool, den 26. August 1830.*)
Meine teure Helene!
Ein kleines Blatt Briefpapier reicht für die Liebe aus, aber ein großer
Schreibpapierbogen gehört dazu, wenn es gilt, eine Eisenbahn und meim
Begeisterung aufzunehmen. Es war einmal ein Mann zu Newcastle,
der war ein gewöhnlicher Kohlenhäuer. Dieser Mann hatle ein außer»
ordentliches Konstruktionstalent, das sich darin kundgab, daß er einmal
seine Uhr auseinandernahm und wieder zusammensetzte, ein andermal em
Paar Schuhe in den Feierabendstunden machte, endlich — hier ist eine
große Lücke in meiner Geschichte — brachte es ihn mit seinem Kops?
voll von Plänen für den Bau einer Eisenbahn von Liverpool nach Manchester
vor ein Komitee des „Hauses der Gemeinen". Aber es traf sich, daß
dieser Mann neben der schnellsten und kräftigsten Auffaflungs- und Er-
findungsgabe, neben unermüdlichem Fleiße und rastloser Ausdauer, neben
den genauesten Kenntnissen der Naturkräfte, die er für seine Zwecke
brauchte, so gut wie gar keine Gabe zum Sprechen hatte.
Er konnte so wenig sagen, was und wie er es tun wolle, als er
fliegen konnte. Als daher die Parlamentsmitglieder in ihn einredeten und
fragten: „Da ist ein Felsen sechzig Fuß hoch zu durchbrechen, dort sind
die Dämme von ungefähr gleicher Höhe aufzuschütten, da ist ein Sumpf
von fünf Meilen Länge zu übersetzen, in dem ein hineingesteckter Stab von
selbst versinkt — wie wollen Sie das alles ins Werk setzen?" so erhielten
sie nichts zur Antwort als im breiten northumberischen Dialekt: „Ich
kavn's euch nicht sagen, wie ich's tun werde, aber ich sage euch, daß
ich es tun werde." Und sie entließen Stephenson als einen Schwärmer.
Da er aber in eine Gesellschaft von Liverpools Gentlemen kam, die weniger
ungläubig waren und die nötigen Fonds aufbrachten, so wurde im
Dezember 1826 der erste Spatenstich getan. — Und nun will ich Dir
von meinem gestrigen Ausflug erzählen. Eine Gesellschaft von sechzehn
Personen wurde in einen großen Hof gelüsten, wo unter Dach einige
*) Dieser Brief ist von Miß Kemble, Tochter des berühmten Schauspieler?
Kemble, der mit eingeladen worden war, an der Probefahrt teilzunehmen.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Personennamen: Joseph_Viktor_von_Scheffel Viktor August
Extrahierte Ortsnamen: Thurn-Taxis_Wappenknopf Rhein Liverpool Liverpool
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dagegen hielten die Kunde für echt und begehrten den Ausmarsch auf
morgen, nur konnte keiner genau sagen, wohin man eigentlich marschieren solle.
Um den Streit zu schlichten, forschte man nun — freilich etwas
spät — genauer nach, woher denn eigentlich jene geheime Kunde gekommen.
Der Bürgermeister sagte, er habe sie vom Zunftmeister der Gerber,
der Zunftmeister, er habe sie von seinem Wachtposten am Bachtor, ver
Wachtposten, er habe sie von einem fremden Bauern, der in voriger Woche
frühmorgens zwischen Licht und Dunkel ans Tor gekommen sei, woher
sie aber der Bauer habe, das wisse er nicht.
Nun hatten die Zweifler gewonnen Spiel. „Auf solche Gewähr,"
riefen sie entrüstet, „ängstet man die ganze Stadt und will uns gar vors
Tor sichren, daß wir dem Dachs desto sicherer in den Rachen laufen!"
Da schallte aus den hintersten Reihen der Zuhörer eine dröhnende
Baßsttmme: „Die Nachricht ist dennoch echt; morgen zieht der Dachs aus
seiner Höhle!"
„Wollt ihr etwa bürgen für den fremden Bauersmann?" fragte
strafend der Bürgermeister den unberufenen Redner.
„Ja, denn der Bauer war ich selber!" antwortete die Stimme, und
zugleich sah man die hohe Gestalt Michaels des Schmieds aus der Menge
sich emporrichten.
„Und wer hat euch jene Mär aufgebunden?"
„Ich erlauschte sie von des Ritters Leuten, da ich vorige Woche,
wie gewöhnlich, des Abends als Bauer verkleidet den Söldnerbauer und
seine Tochter besuchte."
„Das ist kein zuverlässiger Bote, der auf Liebesabenteuer zieht, indes
wir hier, wie auch ihm ziemte, den Schlaf uns abbrechen, um die Stadt
zu bewachen!" rief der Gerberzunftmeister, der Befehlshaber am Bachtor.
Ruhig erwiderte Michel Leimsieder: „Hättet ihr wirklich die Stadt
bewacht, so hätte ich nicht auf Liebesabenteuer ausziehen können. Denn
sehet, ich bin in den letzten vierzehn Tagen sechsmal bei Nacht über die
Mauer gesttegen und durch den Graben gewatet, hart neben eurem Bach--
tor, und keiner hat mich erblickt."
Diese kurze Zwiesprach begann die Sttmmung der Menge bereits
zu wenden. Man drängte und schob den Schmied in den engeren Ring;
vielen dämmerte es schon, daß der Leimsieder allein schweigend gehandelt
habe, während die anderen bloß redeten, wie man handeln solle, und daß
der einzige Polttikus in der Stadt ein Verliebter sei. Alle lauschten
atemlos den weiteren Antworten Michels, die so kurz und schwer fielen,
wie Hammerschläge auf den Amboß.
„Warum," siagte der Bürgermeister, „habt ihr mir nicht sofort
pflichtmäßig Anzeige gemacht von dem erlauschten Geheimnisse?"
„Weil ich gern meine eigenen Pfade im füllen gehe, und den nächt-
lichen Weg zum Söldnerbauer hättet ihr mir doch gar zu gerne verlegt.
Übrigens glaubtet ihr ja alle, was ich dem Wachtposten entdeckte, unge-
prüft. Also konnte ich schweigen. Heute, wo man laut zu zweifeln be-
ginnt, rede ich."
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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